Geschichte
Die Anfänge der Entstehung von SCHÖNHEIDE liegen in der ersten Hälfte des 16.Jahrhunderts.
Der Sage nach soll Kaiser Karl der V. auf einer Jagd in der hiesigen Gebirgsgegend beim Anblick der abwechslungsreichen Landschaft begeistert gerufen haben: „Das ist eine schöne Heide!“.
Durch die landschaftliche Schönheit – eingebettet in die auslaufenden Höhenzüge des Westerzgebirges, welches hier in das Vogtland übergeht – kam der Ort zu seinem Namen SCHÖNHEIDE (im Volksmund „Schiehaad“ genannt“). Mutmaßlich um die Mitte der 1530er Jahre kamen deutsche Einwanderer in das hiesige Waldgelände. Neben Landwirtschaft und Viehzucht war es aller Wahrscheinlichkeit nach der Bergbau, der diese Menschen mit Axt und Spaten, mit Schlägel und Eisen nach der schönen Heide führte.
Urban Männel
Im Jahre 1537 erbaute Urban Männel das erste Haus auf dieser Heide, dem sich andere in Nebenschluchten und Abhängen anschlossen. Nahe liegt die Vermutung, dass auf dem Webersberg die ersten Niederlassungen errichtet wurden.
Der damalige Eigentümer der schönen Heide, Balthasar Friedrich Edler von Planitz, wendete seine Aufmerksamkeit der hiesigen Ansiedlung zu, und kam auf den glücklichen Gedanken, die hier und da wohnenden Kolonnen zu einem geordneten Gemeinwesen zu vereinigen.
Gründung
Die Gründung der Gemeinde SCHÖNHEIDE wurde so nach seinem Plan am 20.März 1549 vollzogen. An diesem Tag gewährte der Edle von Planitz „den lieben getreuen zur Schönheyde“ neben mancherlei Sonderrechten die Freiheit, das „Dorff zu bauen“.
Die ersten Bewohner befassten sich ausschließlich mit Landwirtschaft, fingen aber, durch die natürlichen Verhältnisse der Gegend gezwungen, etwa um 1560 damit an, Eisen- und Zinngruben zu schürfen und so das Glück im Boden zu suchen. Aber auch der Bergbau brachte nicht den erhofften Gewinn.
So wurde 1566 das „Hammerwerk auf der Schönheide“ gegründet. Man stellte hier zunächst Roheisen her, fertigte später Schwarz- und Weißblechwaren (Röhrenmacherei) sowie noch später Gussgegenstände verschiedenster Art (Eisengießerei). Das Hammerwerk stellt heute das älteste, ohne Unterbrechung tätige Eisenwerk in Deutschland dar. Bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts hatte man sich andererseits auch der Posamenten- und Spitzenmanufaktur in nicht geringem Umfang zugewendet.
Bürstenfabrikation
Die seit 1820 in Schönheide betriebene Bürstenfabrikation war bis zu ihrem Aufblühen um 1908 eher ein Kind der Not. Auf Grund der wirtschaftlichen und sozialen Probleme (Hungersnöte sowie zeitweilige Stagnation der anderen Wirtschaftszweige) drängte man zur Einführung neuer Gewerbezweige – speziell der Herstellung von Bürsten und Pinseln.
Dank dem rührigen Unternehmergeist und dem Arbeiterfleiß der erzgebirgischen Bevölkerung hat sich Schönheide zum bedeutendsten Sitz der Bürsten- und Pinselfabrikation in ganz Deutschland entwickelt und fortan ward nun der Schönheider Bürstenhändler „der Bürstenmann von der Schinnhaad“ eine beim Volk bekannte Erscheinung. Die Bürstenindustrie nahm den ersten Rang unter den Schönheider Industriezweigen ein und war vornehmlich für den Weltmarkt tätig.
Die vollendete Technik der Schönheider Bürstenfabrikation wird auf der, aus Anlass des Königsbesuches, im Schönheider Rathaus veranstalteten Industrieausstellung am 03.Juli 1908 sichtbar. Führend auf dem Gebiet der Bürstenmanufaktur war neben anderen die Familie Flemming.
Um 1861 beschäftigte das Flemmingsche Unternehmen etwa 100 Arbeiter. Nach und nach kamen neue Unternehmen dazu. Man fertigte bereits zu dieser Zeit ca. 150 verschiedene Pinselsorten an.
Im Bereich der Textilindustrie erlangte schon um 1860 die Wollweberei und –druckerei sowie die Seiden- und Sammetstickerei enorme Bedeutung. Die Fabrikation der Sächsischen Wollwaren-Druckfabrik erstreckt sich auf die Herstellung bedruckter wollener Kaschmir- und seidener Atlas-Tücher und Kleiderzeuge. Deren Absatzgebiete umfasst viele Länder im europäischen Raum sowie Afrika, Südamerika und Indien.
Ein bedeutender Faktor für die wirtschaftliche Weiterentwicklung des Ortes war die unmittelbare Angliederung von Schönheide an das Eisenbahnnetz. Schönheide erhielt die Bahnstationen Schönheiderhammer und Wilzschhaus.1875 wurde die Eisenbahnlinie Chemnitz-Aue-Adorf eröffnet.
Im Jahr 1831errichtete man im Ort die erste Apotheke und seit 1844 besitzt Schönheide eine Gemeindebücherei, welche heute über knapp 10.000 Bände verfügt.
Infrastruktur
1882 entstand die Gemeindesparkasse,1882/83 ein neues Rathaus und Anfang April 1891 konnte ein neues Postamt in Betrieb genommen werden,1892 erhielt Schönheide erste Fernsprechverbindungen und 1896 wurde das Elektrizitätswerk fertig gestellt.
In den vier Volksschulen des Ortes erteilten um 1840 vier Lehrer 900 Kindern Unterricht. Das jetzige Mittelschulgebäude wurde als Hauptschule in den Jahren 1896-1898 erbaut und konnte am 09. August 1898 eingeweiht werden. Es darf auch nicht unerwähnt bleiben, dass 1838 in Schönheide eine Klöppelschule gegründet wurde, in welcher man etwa 70 Kinder beschäftigte.
Die Kirche wurde 1902/03 einem bedeutenden Umbau unterzogen und 1909 errichtete man in Schönheide eine Friedhofskapelle.
„Schönheide (4290 Einw.), das schönste Dorf des Gebirges“- so schrieb 1840 das Allgemeine Deutsche Konversationslexikon. Die hier angegebene Einwohnerzahl war allerdings schon 1834 ermittelt worden; im Jahr 1840 hatte Schönheide 4573 Einwohner.